Title | Weltzeiten und Lebenszyklus: Eine Nachprüfung der Empedokles-Doxographie |
Type | Article |
Language | German |
Date | 1965 |
Journal | Hermes |
Volume | 93 |
Issue | 1 |
Pages | 7-33 |
Categories | no categories |
Author(s) | Hölscher, Uvo |
Editor(s) | |
Translator(s) |
Über die Periodenlehre des Empedokles hat sich bislang noch keine Einigkeit hergestellt. Zwar darin stimmen alle überein, dass nach der Vorstellung des Empedokles die Welt einem periodischen Entstehen und Vergehen unterworfen sei, doch wie das im Einzelnen gedacht war, ist umstritten. Die verbreitetere Auffassung scheint sich am engsten an Aristoteles anzulehnen. Nach ihr würde sich der Kreislauf in vier Phasen abspielen: zwei Zeiten der Bewegung, getrennt je durch Zeiten der Ruhe. Ausgehend von der vollkommenen Einheit der Elemente im Sphairos (I), würde man mit einer Phase der allmählichen Scheidung zu rechnen haben (II), die in einer völligen Trennung der Elemente ihre zeitweilige Ruhe fände (III), bis diese durch eine neue Phase der Wiedervereinigung (IV) in die Einheit des Sphairos zurückkehrten. In jeder der beiden Bewegungsphasen würde sich eine Welt bilden. Aber schon die Frage, in welcher der beiden: auf dem Wege zur Trennung oder auf der Rückkehr zur Einheit, wir mit unserer jetzigen Welt uns befinden, lässt sich offenbar durch einfache Berufung auf Aristoteles nicht entscheiden. Das Missliche bleibt nämlich, dass die beiden Bewegungen in je nur einer Richtung laufen, in fortschreitender Trennung oder fortschreitender Einigung, jede ausgeführte Kosmogonie aber auf beides angewiesen scheint, indem die Weltordnung im Großen zwar durch Trennung geschehen kann, aber die Bildung des Lebens nur durch Verbindung. Alle Versuche, sich eine ganze Welt bloß aus zunehmender Scheidung – oder Verbindung – der Elemente entstehend zu denken, enden in Ungereimtheiten. So ist man genötigt, die Bewegungen in sich wiederum zu teilen: in eine Zeit, in der noch die Kraft der Einigung, und eine andere, in der schon die Kraft der Trennung vorherrschte – und umgekehrt –, sodass aus den vier Phasen im Grunde sechs werden. Aber auch damit gewinnt man kein Bild, das einen überzeugen könnte. Denn da immerhin die Kosmogonie, als die Sonderung der großen Weltteile, der Zoogonie, als der Verbindung der Elemente im Kleinen, vorausgehen musste, wäre sie, im Verlauf der fortschreitenden Trennung, gerade einer ersten Phase zuzuschreiben, in der die Kraft der Trennung noch schwach ist, dagegen die Erzeugung des Lebens der anderen Phase, in der sie die Oberhand gewinnt – was offenbar widersinnig ist. Versucht man aber, sich die Möglichkeiten in der rückläufigen Bewegung auszudenken, so werden die Schwierigkeiten noch größer: die Kraft der Trennung, allmählich abnehmend, würde in einer Phase wirken, in der sie die Elemente bereits getrennt vorfände; die kosmische Verteilung der Massen wäre als ein Vorgang der Vereinigung zu erklären, der in einer Phase stattfände, wo die Kraft der Vereinigung noch gering ist, während ihre wachsende Übermacht die von ihr selbst geschaffene Verteilung wieder zerstören würde. Auch dies ist nicht weniger widersinnig als das erste, und es kann nur als eine Ausrede erscheinen, wenn uns versichert wird, eine Welt bilde sich eben jeweils in dem mittleren Punkt der Bewegungen, wo die beiden Kräfte einander das Gleichgewicht halten. Es war darum ein entscheidender Gewinn, als v. Arnim sich von der Vierphasentheorie trennte. Tatsächlich gibt es kein Zeugnis, das uns die Annahme eines Ruhezustands der getrennten Elemente sicherte. Verzichtet man auf ihn, so rücken die beiden Phasen der wachsenden Trennung und der wachsenden Mischung der Elemente zusammen, und man wird in der ersten die Kosmogonie, in der zweiten die Zoogonie beschrieben finden. Indessen bringt auch diese Auffassung manche Misslichkeit mit sich. Aristoteles unterscheidet zwischen zwei Weltzeiten, einer der Liebe und einer des Streites, und die Zeit des Streites ist die unsere, während die der Liebe zurückliegt. Das Schema nach v. Arnim würde das Umgekehrte zeigen. Freilich könnte man, obschon künstlich genug, auch von der Zeit der Trennung aus, über den Ruhezustand im Sphairos rückwärts, auf den Endzustand der vorigen Welt als die Zeit der Liebe zurückblicken; aber man würde sich in der Zeit der Scheidung von Himmel und Erde, nicht in der des organischen Lebens befinden. Und kann Aristoteles die gesamte Weltzeit, von der Entstehung aus dem Sphairos bis zum Untergang im Sphairos, so in zwei Hälften teilen, dass er – in dieser Reihenfolge – von der Vereinigung des Vielen zu Einem durch die Liebe und „dann wieder“ Trennung des Einen in Vieles durch den Streit redet, und von den Ruhezuständen dazwischen? Als ob der Übergang von der Kosmogonie zur Entstehung des Lebens ein größerer Einschnitt wäre als die völlige Weltvernichtung im Sphairos? Kann er sagen – wie er es tut –: Empedokles lässt die Kosmogonie durch Liebe aus? Als ob eine solche, neben der Kosmogonie durch den Streit, von der Konsequenz des Systems eigentlich gefordert wäre? Ich halte es auch hier für einen Fehler, dass man zu geradewegs auf die Rekonstruktion des empedokleischen Systems aus war und dazu Zeugnisse und Fragmente, wie es sich bot, verwendete und zu vereinigen trachtete, anstatt bei den Zwischenfragen zu verweilen: Was hat sich Aristoteles, was seine Kommentatoren vorgestellt, und welches waren die Zeugnisse, die ihnen zur Hand waren? Auf die eigenen Auffassungen der Letzteren kann allerdings auch hier nur so weit eingegangen werden, als sie der Klärung der aristotelischen dienen – obschon Simplikios wichtig genug wäre, da seine neuplatonische Deutung des Sphairos und des Kosmos, als die intelligible und die sinnliche Welt, die Anschauung des Periodischen im Grunde ausschließt. Aber die Äußerungen des Aristoteles verdienen neu geprüft zu werden. [introduction p. 7-9] |
Online Resources | https://uni-koeln.sciebo.de/s/R2gNRYN2KFgYLw8 |
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Aber schon die Frage, in welcher der beiden: auf dem Wege zur Trennung oder auf der R\u00fcckkehr zur Einheit, wir mit unserer jetzigen Welt uns befinden, l\u00e4sst sich offenbar durch einfache Berufung auf Aristoteles nicht entscheiden.\r\n\r\nDas Missliche bleibt n\u00e4mlich, dass die beiden Bewegungen in je nur einer Richtung laufen, in fortschreitender Trennung oder fortschreitender Einigung, jede ausgef\u00fchrte Kosmogonie aber auf beides angewiesen scheint, indem die Weltordnung im Gro\u00dfen zwar durch Trennung geschehen kann, aber die Bildung des Lebens nur durch Verbindung. Alle Versuche, sich eine ganze Welt blo\u00df aus zunehmender Scheidung \u2013 oder Verbindung \u2013 der Elemente entstehend zu denken, enden in Ungereimtheiten. 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Kann er sagen \u2013 wie er es tut \u2013: Empedokles l\u00e4sst die Kosmogonie durch Liebe aus? Als ob eine solche, neben der Kosmogonie durch den Streit, von der Konsequenz des Systems eigentlich gefordert w\u00e4re?\r\n\r\nIch halte es auch hier f\u00fcr einen Fehler, dass man zu geradewegs auf die Rekonstruktion des empedokleischen Systems aus war und dazu Zeugnisse und Fragmente, wie es sich bot, verwendete und zu vereinigen trachtete, anstatt bei den Zwischenfragen zu verweilen: Was hat sich Aristoteles, was seine Kommentatoren vorgestellt, und welches waren die Zeugnisse, die ihnen zur Hand waren? Auf die eigenen Auffassungen der Letzteren kann allerdings auch hier nur so weit eingegangen werden, als sie der Kl\u00e4rung der aristotelischen dienen \u2013 obschon Simplikios wichtig genug w\u00e4re, da seine neuplatonische Deutung des Sphairos und des Kosmos, als die intelligible und die sinnliche Welt, die Anschauung des Periodischen im Grunde ausschlie\u00dft. 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Title | Anaximander und die Anfänge der Philosophie |
Type | Article |
Language | German |
Date | 1953 |
Journal | Hermes |
Volume | 81 |
Issue | 3 |
Pages | 257-277 |
Categories | no categories |
Author(s) | Hölscher, Uvo |
Editor(s) | |
Translator(s) |
Der Satz HERMANN FRANKELS, daß alle doxographischen Berichte solange unbestimmt sind, als nicht originaler Wortlaut hinzukommt, gilt in gewissem Sinne auch umgekehrt. Denn obwohl jener Satz gerade auch mit Rücksicht auf Anaximander gesagt worden ist, hat doch die Diskussion des Anaximanderfragments gezeigt, wie vieldeutig ein Satzbruchstück bleibt, wenn man es für sich betrachtet, aber auch, wieviel Hilfe aus der Analyse der Überlieferung kommen kann. Aus dieser wird noch einiges herangezogen, ohne daß hinlänglich gefragt würde, wo es herrührt. Sofern es sich im folgenden noch einmal um die Lehre von den Gegensatzen handelt, kommt es mir weniger darauf an, dem einzelnen Placitum sein Recht zu bestreiten, als etwas von der Weise dieses schwer zugänglichen Denkens zu erkennen. Es wird dabei zunächst in einer Untersuchung fortgefahren werden, die sich schon ausgewiesen hat: der Kritik der aristotelischen Berichte. Im zweiten Teil soll dagegen versucht werden, jene Denkform von den Voraussetzungen her zu bestimmen, aus denen Anaximander seine Konzeption des Ursprungs entwickelt hat. [introduction p. 17] |
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Über die Periodenlehre des Empedokles hat sich bislang noch keine Einigkeit hergestellt. Zwar darin stimmen alle überein, dass nach der Vorstellung des Empedokles die Welt einem periodischen Entstehen und Vergehen unterworfen sei, doch wie das im Einzelnen gedacht war, ist umstritten. Die verbreitetere Auffassung scheint sich am engsten an Aristoteles anzulehnen. Nach ihr würde sich der Kreislauf in vier Phasen abspielen: zwei Zeiten der Bewegung, getrennt je durch Zeiten der Ruhe. Ausgehend von der vollkommenen Einheit der Elemente im Sphairos (I), würde man mit einer Phase der allmählichen Scheidung zu rechnen haben (II), die in einer völligen Trennung der Elemente ihre zeitweilige Ruhe fände (III), bis diese durch eine neue Phase der Wiedervereinigung (IV) in die Einheit des Sphairos zurückkehrten. In jeder der beiden Bewegungsphasen würde sich eine Welt bilden. Aber schon die Frage, in welcher der beiden: auf dem Wege zur Trennung oder auf der Rückkehr zur Einheit, wir mit unserer jetzigen Welt uns befinden, lässt sich offenbar durch einfache Berufung auf Aristoteles nicht entscheiden. Das Missliche bleibt nämlich, dass die beiden Bewegungen in je nur einer Richtung laufen, in fortschreitender Trennung oder fortschreitender Einigung, jede ausgeführte Kosmogonie aber auf beides angewiesen scheint, indem die Weltordnung im Großen zwar durch Trennung geschehen kann, aber die Bildung des Lebens nur durch Verbindung. Alle Versuche, sich eine ganze Welt bloß aus zunehmender Scheidung – oder Verbindung – der Elemente entstehend zu denken, enden in Ungereimtheiten. So ist man genötigt, die Bewegungen in sich wiederum zu teilen: in eine Zeit, in der noch die Kraft der Einigung, und eine andere, in der schon die Kraft der Trennung vorherrschte – und umgekehrt –, sodass aus den vier Phasen im Grunde sechs werden. 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Freilich könnte man, obschon künstlich genug, auch von der Zeit der Trennung aus, über den Ruhezustand im Sphairos rückwärts, auf den Endzustand der vorigen Welt als die Zeit der Liebe zurückblicken; aber man würde sich in der Zeit der Scheidung von Himmel und Erde, nicht in der des organischen Lebens befinden. Und kann Aristoteles die gesamte Weltzeit, von der Entstehung aus dem Sphairos bis zum Untergang im Sphairos, so in zwei Hälften teilen, dass er – in dieser Reihenfolge – von der Vereinigung des Vielen zu Einem durch die Liebe und „dann wieder“ Trennung des Einen in Vieles durch den Streit redet, und von den Ruhezuständen dazwischen? Als ob der Übergang von der Kosmogonie zur Entstehung des Lebens ein größerer Einschnitt wäre als die völlige Weltvernichtung im Sphairos? Kann er sagen – wie er es tut –: Empedokles lässt die Kosmogonie durch Liebe aus? Als ob eine solche, neben der Kosmogonie durch den Streit, von der Konsequenz des Systems eigentlich gefordert wäre? 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Aber schon die Frage, in welcher der beiden: auf dem Wege zur Trennung oder auf der R\u00fcckkehr zur Einheit, wir mit unserer jetzigen Welt uns befinden, l\u00e4sst sich offenbar durch einfache Berufung auf Aristoteles nicht entscheiden.\r\n\r\nDas Missliche bleibt n\u00e4mlich, dass die beiden Bewegungen in je nur einer Richtung laufen, in fortschreitender Trennung oder fortschreitender Einigung, jede ausgef\u00fchrte Kosmogonie aber auf beides angewiesen scheint, indem die Weltordnung im Gro\u00dfen zwar durch Trennung geschehen kann, aber die Bildung des Lebens nur durch Verbindung. Alle Versuche, sich eine ganze Welt blo\u00df aus zunehmender Scheidung \u2013 oder Verbindung \u2013 der Elemente entstehend zu denken, enden in Ungereimtheiten. So ist man gen\u00f6tigt, die Bewegungen in sich wiederum zu teilen: in eine Zeit, in der noch die Kraft der Einigung, und eine andere, in der schon die Kraft der Trennung vorherrschte \u2013 und umgekehrt \u2013, sodass aus den vier Phasen im Grunde sechs werden. Aber auch damit gewinnt man kein Bild, das einen \u00fcberzeugen k\u00f6nnte. Denn da immerhin die Kosmogonie, als die Sonderung der gro\u00dfen Weltteile, der Zoogonie, als der Verbindung der Elemente im Kleinen, vorausgehen musste, w\u00e4re sie, im Verlauf der fortschreitenden Trennung, gerade einer ersten Phase zuzuschreiben, in der die Kraft der Trennung noch schwach ist, dagegen die Erzeugung des Lebens der anderen Phase, in der sie die Oberhand gewinnt \u2013 was offenbar widersinnig ist.\r\n\r\nVersucht man aber, sich die M\u00f6glichkeiten in der r\u00fcckl\u00e4ufigen Bewegung auszudenken, so werden die Schwierigkeiten noch gr\u00f6\u00dfer: die Kraft der Trennung, allm\u00e4hlich abnehmend, w\u00fcrde in einer Phase wirken, in der sie die Elemente bereits getrennt vorf\u00e4nde; die kosmische Verteilung der Massen w\u00e4re als ein Vorgang der Vereinigung zu erkl\u00e4ren, der in einer Phase stattf\u00e4nde, wo die Kraft der Vereinigung noch gering ist, w\u00e4hrend ihre wachsende \u00dcbermacht die von ihr selbst geschaffene Verteilung wieder zerst\u00f6ren w\u00fcrde. Auch dies ist nicht weniger widersinnig als das erste, und es kann nur als eine Ausrede erscheinen, wenn uns versichert wird, eine Welt bilde sich eben jeweils in dem mittleren Punkt der Bewegungen, wo die beiden Kr\u00e4fte einander das Gleichgewicht halten.\r\n\r\nEs war darum ein entscheidender Gewinn, als v. Arnim sich von der Vierphasentheorie trennte. Tats\u00e4chlich gibt es kein Zeugnis, das uns die Annahme eines Ruhezustands der getrennten Elemente sicherte. Verzichtet man auf ihn, so r\u00fccken die beiden Phasen der wachsenden Trennung und der wachsenden Mischung der Elemente zusammen, und man wird in der ersten die Kosmogonie, in der zweiten die Zoogonie beschrieben finden.\r\n\r\nIndessen bringt auch diese Auffassung manche Misslichkeit mit sich. Aristoteles unterscheidet zwischen zwei Weltzeiten, einer der Liebe und einer des Streites, und die Zeit des Streites ist die unsere, w\u00e4hrend die der Liebe zur\u00fcckliegt. Das Schema nach v. Arnim w\u00fcrde das Umgekehrte zeigen. Freilich k\u00f6nnte man, obschon k\u00fcnstlich genug, auch von der Zeit der Trennung aus, \u00fcber den Ruhezustand im Sphairos r\u00fcckw\u00e4rts, auf den Endzustand der vorigen Welt als die Zeit der Liebe zur\u00fcckblicken; aber man w\u00fcrde sich in der Zeit der Scheidung von Himmel und Erde, nicht in der des organischen Lebens befinden. Und kann Aristoteles die gesamte Weltzeit, von der Entstehung aus dem Sphairos bis zum Untergang im Sphairos, so in zwei H\u00e4lften teilen, dass er \u2013 in dieser Reihenfolge \u2013 von der Vereinigung des Vielen zu Einem durch die Liebe und \u201edann wieder\u201c Trennung des Einen in Vieles durch den Streit redet, und von den Ruhezust\u00e4nden dazwischen? Als ob der \u00dcbergang von der Kosmogonie zur Entstehung des Lebens ein gr\u00f6\u00dferer Einschnitt w\u00e4re als die v\u00f6llige Weltvernichtung im Sphairos? Kann er sagen \u2013 wie er es tut \u2013: Empedokles l\u00e4sst die Kosmogonie durch Liebe aus? Als ob eine solche, neben der Kosmogonie durch den Streit, von der Konsequenz des Systems eigentlich gefordert w\u00e4re?\r\n\r\nIch halte es auch hier f\u00fcr einen Fehler, dass man zu geradewegs auf die Rekonstruktion des empedokleischen Systems aus war und dazu Zeugnisse und Fragmente, wie es sich bot, verwendete und zu vereinigen trachtete, anstatt bei den Zwischenfragen zu verweilen: Was hat sich Aristoteles, was seine Kommentatoren vorgestellt, und welches waren die Zeugnisse, die ihnen zur Hand waren? Auf die eigenen Auffassungen der Letzteren kann allerdings auch hier nur so weit eingegangen werden, als sie der Kl\u00e4rung der aristotelischen dienen \u2013 obschon Simplikios wichtig genug w\u00e4re, da seine neuplatonische Deutung des Sphairos und des Kosmos, als die intelligible und die sinnliche Welt, die Anschauung des Periodischen im Grunde ausschlie\u00dft. Aber die \u00c4u\u00dferungen des Aristoteles verdienen neu gepr\u00fcft zu werden. [introduction p. 7-9]","btype":3,"date":"1965","language":"German","online_url":"","online_resources":"https:\/\/uni-koeln.sciebo.de\/s\/R2gNRYN2KFgYLw8","doi_url":null,"categories":[],"authors":[{"id":198,"full_name":"H\u00f6lscher, Uvo","role":{"id":1,"role_name":"author"}}],"book":null,"booksection":null,"article":{"id":1353,"journal_id":null,"journal_name":"Hermes","volume":"93","issue":"1","pages":"7-33"}},"sort":["Weltzeiten und Lebenszyklus: Eine Nachpr\u00fcfung der Empedokles-Doxographie"]}